Log of Interbeing
Multimedia Installation: Outdoor-Installation mit Sisalseilen; Soundscape (8:45 Min / Loop); Videodocumentation (7:25 Min), 2022
Multimedia Installation: Outdoor-Installation mit Sisalseilen; Soundscape (8:45 Min / Loop); Videodocumentation (7:25 Min), 2022
Denn jedes Subjekt spinnt seine Beziehungen wie Fäden einer Spinne zu bestimmten Eigenschaften der Dinge und verwebt sie zu einem festen Netz, das sein Dasein trägt.
Jakob von Uexküll, Streifzüge, 1934
Das Lebewesen und Prozesse in hochkomplexen Verbindungen mit ihrer Umwelt stehen und nicht als unabhängig betrachtet werden können wird wissenschaftlich in den verschiedensten Bereichen untersucht, so etwa in der Systemtheorie. In anderen wissenschaftlichen Felder, wurden solche Formen von Verbundenheit unter anderm mit Begriffen wie „Enaktivismus“ (Humberto Maturana und Francisco Varela), „Élan vital“ (Henri Bergson), „Umwelt“ (Jakob von Uexküll), „Togetherness“ (Alfred North Whitehead) oder etwa „Sympoiesis“ (M. Beth Dempster und Donna Haraway) beschrieben.
Der Begriff „Interbeing“ wurde geprägt von dem Buddhstischen Mönch Thích Nhất Hạnh. Er bezieht sich damit auf die Verwobenheit sämtlicher Phänomene und deren Einbettung in ein hochkomplexes System von menschlichen und nichtmenschlichen Beziehungen aus spiritueller Sicht.
Für die installation „Log of Interbeing“ habe ich verschiedene Menschen eingeladen, in einen von mir diffinierten Raum im Wald des St. Georg Berg in Ungarn einzutreten und dort in das Gefühl der Verwobenheit mit der uns umgebenden Welt einzutauchen. Der Ort – der im Grunde überall sein könnte – wurde mit lose gehängten Sisalschnüren definiert.
Die Besucher haben ihre Gedanken und Reflektionen notiert. Später wurden sie von ihnen gesprochen und digital aufgezeichnet. Aus diesen Interaktionsdokumenten und Gedankenfetzen habe ich einen Klangteppich gewebt und ihn zurück in den definierten Raum im Wald gebracht, wo die Besucher die Gelegenheit haben in diese vergangenen Momente – die "Logs of Interbeing" – einzutauschen.
In dieser Welt ist alles in allem. Das Wasser, aus dem das Meer besteht, ist nicht nur das Gegenüber des Fisch-Subjekts, sondern es ist in ihm, es geht durch ihn hindurch, tritt aus ihm aus. Diese gegenseitige Durchdringung von Welt und Subjekt gibt dem Raum eine komplexe Geometrie in ständiger Wandlung.
Emanuele Coccia, The Life of Plants: A Metaphysics of Mixture, 2018
Mit Protokollen von:
Karim Attia (Cookie)
Anna Fabricius
Kukla Krisztián
Sebastian Pfütze
Bence von Puttkamer
Lilla von Puttkamer
Zsolna Ugron
Karina Vissonova
Das Projekt wurde als Teil von umwelten.art entwickelt.
Besonderen Dank an Karina Vissonova, Kata Simon und Krisztián Kukla.
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